Marie-Luise Zeuge liest für ihr Leben gerne Krimis. Immer schon wollte sie in einem echten Kriminalfall mitwirken, doch niemals war in ihrem Leben etwas passiert, das auch nur im Geringsten spannend gewesen wäre.

Das änderte sich schlagartig, als sie im Cafe Böckeler, mitten in Karlsruhe, am Nachbartisch ein leise geführtes Gespräch zwischen zwei Männern belauschte, wobei der eine mit starkem Mannheimer Akzent sprach, was ihr schon alleine verdächtig vorkam.

„Olli, ich kann einfach nicht schießen. Ich trau mich nicht. Ich steh da, sehe dieses verdammte rote Schwein, weiß ich muss treffen und kann einfach nicht.“

„Was soll das, Tommi. Irgendwann musst du doch mal anfangen. Willst du dein Leben lang nur brav auf die Sau da hinten anlegen und dann im letzten Moment wieder kneifen und auf Nummer Sicher gehen. Und nie richtig: Wumm. Knall. Bis alles rechts und links wegspritzt.“

„Ja, aber wenn es danebengeht. Gino versteht keinen Spaß in dieser Sache.“

„Gino! Unser Boss Gino Frikadelli. Gino braucht dringend Leute, die gut schießen. Seine Stellung als Boss hängt davon ab, dass wir sauber treffen.“

„Ja, genau, wenn ich es vergeige. Du weißt, wir haben nur zwei Kugeln, um die Sache zu erledigen.“

„Pass auf, du Hasenfuß. Dann treffen wir uns morgen früh, vorne am Wäldchen. Wenn noch keiner da ist. Und üben. Zwanzig, dreißig Schuss. Bist du triffst. Und vergiss mal die Sau. Die Burschen vornedran, die müssen erst mal weg. “

„Morgen früh, aber im Wäldchen spielen oft Kinder … Das mag ich mir nicht vorstellen.“

„Wir passen schon auf. Erst muss die Luft rein sein. Aber trotzdem: Mein Gott, das Geräusch, wenn das Eisen trifft, das ist einfach unvergleichlich. Der dumpfe Knall. Wenn du da mal Blut geleckt hast, willst du nichts anderes mehr.“

„Meinst du? Ich weiß nicht. Ich hab Hemmungen …“

„Ja. Wir brauchen neue, gute Schießer und echte Kerle. Es geht bald gegen die Gang aus Sandweier. Denk dran. Die müssen wir erledigen. Schon aus Rache für letztes Jahr.“

„Also gut. Wenn es gegen die aus Sandweier geht. Ich bin dabei. Bringst du Kugeln mit?“

„Hab ich doch dabei. Hier, immer am Mann, auch jetzt hier. Guck her … hier unter dem Tisch, ja in meiner Spezialbox. Psst. Du weißt nie, wann du sie brauchst. Kannst ganz plötzlich auf einen Gegner treffen und dann will ich bestens ausgerüstet sein. Damals in Marseille, da hab ich mir das angewöhnt, das war eine harte aber gute Schule. Überall haben welche gewartet, an allen Ecken der Stadt, vor allem die Profis aus gewissen Ländern, du verstehst schon, die sind ja immer auf einen kleinen Kampf aus, und da konntest du nicht erst deine Munition aus dem Hotel holen. Bin doch kein Weichei.“

„Also gut. Bis morgen früh. Im Wäldchen. Aber zu niemand ein Wort. Wir machen das heimlich. Nur du und ich.“

„Ehrensache.“

Unauffällig schlich Marie-Luise zur Toilette und rief die Polizei: „Bandenkrieg. Terroranschlag auf Linke und Andersdenkende! Und auf unschuldige Menschen aus Sandweier. Sie wollen ein rotes Schwein töten. Der Karlsruher Oberbürgermeister ist in Gefahr. Sie haben die Waffen immer dabei!“

Die Uniformierten umstellten in Windeseile das Cafe und bald blickten Olli und Tommi in die Mündungen von Dienstpistolen hinein.

Am anderen Tag würde Marie-Luise Zeuge aufs Revier bestellt.

„Hier eine Nachricht von Oliver Fuss, genannt OIli. Die schießen immer Dienstags, Donnerstags, Samstags und Sonntags und laden Sie hiermit herzlich ein mitzumachen.“

Marie Luise blickte fassungslos auf den Zettel, der ihr in die Hand gedrückt wurde.

Boule Club beim TUS Rüppurr. Spielleiter: Gino Frikadelli.

  

Diese spannend-humoristische Geschichte stammt aus der Feder unserer lieben Mitboulerin Eva Klingler