Der TUS 1874 Rüppurr von 1974-1999

1974
Die Erweiterung des Vereinsheimes und das 100-jährige Jubiläum

Der zweite Bauabschnitt des Vereinsheimes wurde aufgrund der hohen finanziellen Belastung lange Zeit hinausgezögert. Die erheblich gestiegenen Mitgliederzahlen besonders in der Turnabteilung und der umfangreiche Sportbetrieb machten den Anbau einer Gymnastikhalle und weiterer Umkleide- und Duschräume jedoch dringend erforderlich. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 16. Mai 1973 forderte Erwin Moser die Anwesenden auf, endgültig zu klären: "bauen wir, oder bauen wir nicht?" Letztendlich war man der Meinung, daß die Chance zur Erweiterung nicht vertan werden dürfte, zumal mit großen Zuschüssen der Stadtverwaltung aus Sportfördermitteln zu rechnen war. Im Sommer 1973 begann man also, die bereits beim Bau des ersten Abschnitts gefaßten Pläne in die Tat umzusetzen. Ein Jahr später konnten schon zwei neue Dusch- und drei Umkleideräume sowie vier Toiletten für den Sportbetrieb freigegeben werden.

In diesen Zeitraum fielen die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Turn- und Sportvereins 1874 Rüppurr, die bisher bedeutendste Großveranstaltung seit Gründungsbeginn. Bereits seit 1972 hatte sich ein Jubiläumsausschuß mit der Organisation der Festveranstaltungen beschäftigt. Eine Sportwerbewoche, in der alle Sparten des Vereins zu ihrem gebürtigen Einsatz kamen, gab der Bevölkerung Einblick in die Arbeit des Rüppurrer Sportvereins. Die gesamte Jubiläumswoche war gespickt mit verschiedenen Höhepunkten im Bereich Faustball, Gerät- und Trampolinturnen, Gymnastik, Fechten und Leichtathletik. Nach Ansicht Dr. Rolf Kiefers, Vorsitzender des Badischen Turnerbundes, hatte es der TSV Rüppurr als Großverein geschafft, "in einer Zeit, in der man vielfach versucht, den Verein als reinen Dienstleistungsbetrieb zu betrachten, der nur dann Aussicht auf Weiterbestehen habe, wenn er in der Maschinerie einer von hauptamtlichen Managern gesteuerten Computerlandschaft angesiedelt sei," echte Gegenpole zu setzen. Damit würdigte er die gut funktionierende Vereinsgemeinschaft und die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten innerhalb des Vereins, ohne die das vielfältige Angebot an turnerischen und sportlichen Disziplinen nicht möglich wäre.

Im Rahmen zahlreicher Ehrungen wurde der Turn- und Sportverein mit der Jubiläumsfahnenschleife des Deutschen Turnerbundes und dem Ehrenteller des Badischen Sportbundes ausgezeichnet.

Mit der Fertigstellung des Gymnastikraumes, der Platzwartwohnung im Dachgeschoß und der Kegelbahn wurde der Neubau am 20. November 1975 eingeweiht. Die Bauleitung hatte nach dem 100-jährigen Jubiläumsfest Rolf Fesenbeck übernommen, da Emil Fischer aus dem Vorstand ausgeschieden war. Die gelungene Durchführung des zweiten Bauabschnitts verdankte der Verein nicht nur den Zuschüssen der Stadt Karlsruhe, des Regierungspräsidiums und des Badischen Sportbundes, sondern besonders den privaten Spenden und freiwilligen Arbeitsleistungen seiner treuen Mitglieder. Voller Stolz berichtete Erwin Moser auf der Jahreshauptversammlung 1976 über die erfreulichen Auswirkungen des Anbaus:

"Weite Kreise der Bevölkerung und auch der kommunalen Politiker sprechen mit Hochachtung über unser erweitertes Vereinsheim, was ja die bereits sehr zahlreich stattgefundenen Veranstaltungen deutlich unter Beweis stellten."

1977
Führungswechsel

Im März 1977 legte Erwin Moser nach 10-jähriger Amtszeit als 1. Vorsitzender des TSV Rüppurr seinen Posten nieder. In der Zeit seiner Tätigkeit stieg die Zahl der Mitglieder von 671 auf 1430 an. Höhepunkte seiner Vereinsführung waren neben dem Ausbau des Breitensports und der Jugendarbeit die Durchführung des 2. Bauabschnitts, die Gründung einer Skiabteilung sowie der Montagsturnergruppe und die 100-Jahrfeier 1974. Für die Tennisabteilung und den Bau der 6 Tennisplätze 1978 hatte Erwin Moser alle Voraussetzungen geschaffen und die notwendigen Schritte in die Wege geleitet. Nachfolger wurde Otto Hirth, Bundesspielwart im Deutschen Turnerbund, der bis 1984 dem Verein vorstand.

1978

Neue Abteilungen, wie Tennis und Volleyball, sowie die Einführung von Yoga, Jazz-Gymnastik und Mutter+Vater+Kind-Turnen im Rahmen der Turnabteilung erweiterten erheblich den Sportbetrieb. Wanderungen und Volksläufe wurden in Zusammenhang mit den "Trimm-dich-Spielen" durchgeführt, und seit 1979 begann auf der Grundlage der Empfehlungen des Deutschen Sportbundes die Einrichtung eines ständigen Laufsports, welcher sofort regen Zuspruch fand.

Es war Otto Hirths Verdienst, daß 1980 die bedeutende Austragung der Deutschen Schüler-Meisterschaften im Faustball auf der Rüppurrer Sportanlage stattfinden konnte.

1980
Der "TUS-report" entsteht

Die Einführung des "TUS-report", einer Vereinszeitschrift für die Mitglieder, sollte von nun an als Bindeglied und Kommunikationsmittel innerhalb und außerhalb des Vereins dienen. Eigentlicher Initiator des TUS-reports war Karl Geesing, Vorstandsmitglied für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der das Ziel verfolgte, "zukünftig das Vereinsgeschehen schriftlich festzuhalten, ja sogar veröffentlichen zu wollen, um damit für eine regelmäßige Ansprache und Benachrichtigung aller Mitglieder zu sorgen."

Bis zum Ende der Vorstandschaft Otto Hirths hatte sich der Verein zu der größten Freizeitsportorganisation des Stadtteils Rüppurr und zu einem der angesehensten Karlsruher Sportvereine mit einer Mitgliederzahl von 1750 entwickelt. Daß Otto Hirth 1984, im Jahr des 110-jährigen Jubiläums, als erster Vereinsvorsitzender bei den Vorstandswahlen nicht wiedergewählt wurde, lag an seiner Forderung, für den Vorsitzenden den Titel "Präsident" einzuführen. Er vertrat die Meinung, daß "sich die Interessen des Vereins, insbesondere nach außen, durch die Bezeichnung Präsident für den Vorsitzenden mit gewichtigerem Respekt und mit besserem Eindruck vertreten lassen." Dieser Vorschlag wurde mehrheitlich abgelehnt und sein Gegenkandidat Erwin Moser für die nächsten zwei Jahre zum 1. Vorsitzenden ernannt.

Unbestreitbar sind jedoch die Verdienste Otto Hirths, Träger des Bundesverdienstkreuzes, welcher zu den höchst ausgezeichnetsten Männern des Deutschen Turnerbundes und des Vereins zählt und noch heute dem Verein als Vorsitzender des Ehrenrates tatkräftig zur Seite steht.

1986
TUS Rüppurr

Seit 1986 führt Günter Brümmer den Verein, der von nun an als "Turn- und Sportverein 1874 Rüppurr e.V. (TUS Rüppurr)" firmiert. Der Zusatz übernimmt damit die schon längst gebräuchliche Abkürzung für den Verein. Ansatzlos setzte der neue 1. Vorsitzende die geleistete Arbeit im Jugend- und Breitensport seiner Vorgänger fort. Da der Verein trotz höchster Mitgliederzahlen noch immer ehrenamtlich geführt und überwiegend durch ehrenamtliche Übungsleiter/-innen trainiert wird, kann dem Leistungssport kein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Das Grundkonzept Brümmers ist daher seit jeher: "Familien- und Freizeitsport für jeden und so viel wie möglich, Wettkampf- und Leistungssport für daran interessierte und so wenig wie nötig."

Diese Einstellung hat sich bis heute bestens bewährt. In über 50 Sport- und Übungsangeboten können die Vereinsmitglieder sämtlicher Alters- und Leistungsgruppen ihrem Lieblingssport nachgehen. Dazu kommen noch zahlreiche "offene", d.h. auch für Nichtmitglieder zugängliche Veranstaltungen im Fitneß- und Gesundheitssport, die zusätzlich in das Vereinsangebot aufgenommen wurden.

Verbesserte Sportanlagenbedingungen durch den Ausbau der Spielfelder, Umkleide- und Duschräume, die Sanierung des Allwetterspielfeldes und der sanitären Anlagen im Vereinsheim und durch den Bau eines siebten Tennisplatzes, einer modernen Beachvolleyballanlage mit drei Plätzen und schließlich eines fünfbahnigen Bouleplatzes im Jubiläunsjahres 1999 führten zu einer erhöhten Attraktivität des Vereins und zu einem Leistungsansporn in den einzelnen Abteilungen. Spitzenleistungen werden heute vor allem im Volleyball, Faustball und Ringtennis gezeigt. Aber auch die Schüler- und Jugendturnerinnen sind auf Bezirks- und Landesebene sehr erfolgreich.

1997
Internet-Präsenz

Daß der Turn- und Sportverein Rüppurr auch in anderen Bereichen fortschrittlich und modern arbeitet, zeigt nicht nur die vierteljährliche Ausgabe des TUS-reports, der seit 1988 am Vereinscomputer erstellt wird, sondern auch die Präsenz mit eigener Homepage im Internet. Dieser zukunftsweisende Multimedia-Einsatz ist dem besonderen Engagement des stellvertretenden Vorsitzenden und Redaktionsmitglieds Dr. Hartmut Braun zu verdanken. "So können beispielsweise aktuelle Informationen rund um die Abteilung, wie Veranstaltungstermine, aber auch die aktuellen Tabellen der einzelnen Mannschaften abgerufen werden. Auch neue Mitglieder können auf dieser Basis gefunden werden."

Beachtlich und nicht selbstverständlich ist, daß solche Arbeiten wie auch die gesamte Führung des Vereins von Ehrenamtlichen geleistet werden. Es gibt auch keine Schwierigkeiten, immer wieder neue ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Herausragendes Beispiel ehrenamtlicher Tätigkeit ist der Kassenwart Kurt Reick, der sein Amt nach 30-jähriger Tätigkeit 1995 in jüngere Hände legte!

1999
125-jähriges Vereinsjubiläum

Zum 125-jährigen Bestehen des TUS Rüppurr, das mit einer Sportwoche im Juli 1999 gebührend gefeiert werden sollte, lud der 1. Vorsitzende Günter Brümmer im TUS-report folgendermaßen ein:

"Verehrte Gäste, liebe Mitglieder und Freunde des TUS,
es ist soweit: 125 Jahre hat unser Verein trotz mancher historischer Turbulenzen nicht nur gut überstanden, sondern zu blühendem Wohlbefinden genutzt, wahrlich Anlaß und Grund genug, ausgiebig und mit Stolz zu feiern. Hierzu möchte ich Sie und Euch alle herzlich einladen und willkommen heißen.
Wie und wo gefeiert werden soll, verrät Euch diese Jubiläumsausgabe unseres TUS-reports:
Eine ganze Woche mit täglich neuen Attraktionen ist dem Sport und Freizeitvergnügen gewidmet und verspricht angesichts aufwendiger Vorbereitungen zu einem festlichen Höhepunkt in und um Rüppurr, Weiherfeld und Dammerstock zu werden. Drückt mit uns die Daumen für strahlendes Sommerwetter und: Auf geht's zum TUS!
Täglich werden wir bewirtet, von den verschiedenen Abteilungen im Festzelt oder in unserer Vereinsgaststätte oder auf der Terrasse mit Aussicht auf jede Menge Aktivität, Spiel und Spaß. Sie werden sich nicht langweilen, nehmen Sie sich Zeit und besuchen Sie unsere Ausstellung über vergangene Zeiten im TUS; erinnern und finden Sie sich auf dem einen oder anderen Bild wieder.
Unseren Mitgliedern überreichen wir zugleich mit diesem TUS-report unsere Festschrift, mit der wir alle auf das Jubiläum einstimmen möchten, mit der wir Ihnen zugleich auch danken möchten für Ihre Treue, Unterstützung und Zuneigung. Diese Festschrift ist bewusst keine Werbeschrift und kein Programmheft, sondern eine bleibende Dokumentation der geschichtlichen und gesellschaftspolitschen Zusammenhänge, in denen der TUS herangewachsen ist, und sie erinnert an die vielen Persönlichkeiten, denen der TUS sein Werden und sein Fortbestehen verdankt. Unser Mitvorsitzender, Dr. Hartmut Braun, hat sie auf der Grundlage des historischen Quellenstudiums der Diplomarbeit von Frau Kirstin Klee verfasst, gestaltet und herausgegeben, wofür ich mich bei ihm ganz herzlich und auch in Ihrem Namen bedanken möchte. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und Erinnern.
Ich freue mich, Sie zu unserem Jubiläum vom 2. bis 12. Juli wiederzusehen und begrüßen zu können, Ihr Günter Brümmer"

Die Sportwoche wurde ein voller Erfolg, so daß Günter Brümmer im nächsten TUS-report schreiben konnte:

"Liebe Mitglieder, liebe Freunde des 125-jährigen TUS,
wir dürfen stolz sein auf unser gelungenes Jubiläum mit seiner Ausstellung, die immer von Neuem Besucher zum Erinnern zusammengeführt hat, mit seiner Festschrift, die nicht nur bewundert, sondern gelesen wurde und einen Platz im Bücherregal finden wird, mit einer ganzen Woche täglicher Sport- und Spielattraktionen, die nicht aufs Zuschauen, sondern darauf ausgerichtet waren, mitmachen zu können, und mit täglich neu einladender Gastlichkeit und Bewirtung mitunter bis tief in die Nächte.
All dies war nur möglich durch ein beispielloses und homogenes Zusammenwirken und Miteinander aller Abteilungen und einer vorzüglichen Regie... Allen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt, bewußt namenlos, weil ich weiß, daß alle, die jetzt aufzuzählen wären, nicht um ihrer selbst willen, sondern mit Herz und Spaß ihren Beitrag geleistet und sich eingesetzt haben.
"

Grundlage der Geschichtsseiten ist eine Wissenschaftliche Arbeit für die Zulassung zum 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien unter dem Titel: "Die historische Entwicklung des Turn- und Sportvereins 1874 Rüppurr e.V. von den Anfängen bis heute", angefertigt im Dezember 1998 von Kirstin Klee aus Forst am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe unter Prof. Dr. Georg Kenntner.